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SV der Züchter Mittelhäuser Tauben

1. Vorsitzender Helmut Böser

Werner-von-Siemens-Str. 3
76694 Forst

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SV der Züchter Mittelhäuser Tauben
SV der Züchter Mittelhäuser Tauben

Die Geschichte der Mittelhäuser Taube
Über die Fleischproduktion zur eleganten Formentaube

Auch heute hört man noch, wird über Mittelhäuser Tauben geredet, schwerpunktmäßig in den neuen LV, die alte Bezeichnung „Weiße Wirtschaftstaube. Kaum verwunderlich, denn die Erzüchtung dieser mittlerweile hocheleganten Formentaube hatte völlig andere Hintergründe. Die DDR-Regierung stellte dem VKSK eine Forderung, die Bevölkerung besser mit Geflügelfleisch zu versorgen. Das wiederum hatte auf der Grundlage des Beschlusses Nr. 166 der Zentralen Zuchtkommission Rassegeflügel zur Folge, zur Erzüchtung einer geeigneten Taubenrasse, die möglichst alle Erfordernisse abdeckt, aufzurufen. So erschien ein Aufruf von Albert Kohlmann in der Deutschen Geflügelzeitung, gerichtet an alle Taubenzüchter wie auch Landwirte der DDR unter dem Motto: "Gebratene Tauben fliegen uns nicht in den Mund". Im Jahrbuch für Geflügelzüchter 1959/60 erschien fast zeitgleich der Beitrag „Die Schlachttaube". Im Inhalt wurden Anregungen über Maßnahmen, Wege und Ziele für die Erzüchtung einer neuen Wirtschaftstaubenrasse gegeben. In der Praxis wurden bald Rassen wie Hessenkröpfer, Spaniertauben, Strasser und Brieftauben gekreuzt. Einzelne Erzüchter nutzen darüber hinaus auch Römer, Kingtauben, Coburger Lerchen, Luchstauben, Schautauben und sogar Feldtauben.

Vor rund 50 Jahren

Die ersten Produkte der Neuzüchtung wurden auf der Ausstellung in Dresden vom 22. bis 24.01.1960 mit 18 Tieren von 7 Züchtern gezeigt. Eine größere Züchtergruppe, die sich mit der Herauszüchtung befasste, kam aus dem Regionalraum Zeitz in Sachsen­-Anhalt. Kaum erstmals ausgestellt, ging es bald um die Gründung einer Spezialzuchtgemeinschaft (SZG). Initiatoren dafür waren Kurt Scheffel und Erich Remde. Am 21. Januar 1962 fanden sich zehn Züchter zusammen und gründeten in der Stadthalle Dresden, wo zeitgleich die DDR-Rassegeflügel-Siegerschau stattfand, eine SZG der bis dahin noch nicht anerkannten Rasse „Weiße Wirtschaftstaube". Als ein Ergebnis der Gründung wurde eine verbindliche Musterbeschreibung samt kleiner Biografie als Zuchtanleitung vom Vorsitzenden Kurt Scheffel herausgegeben. In ihr wurde auf eine zielgerichtete Paarung der vier Rassen Hessenkröpfer, Spaniertauben, Strasser und Brieftaube hingewiesen, um letztlich in Gestalt und Haltung eine Rasse, ähnlich den Coburger Lerchen, zu züchten.
Dann, in den 1970er Jahren, entwickelte sich der Typ vieler Tauben durch wenig hinterfragende Bewertungen und unüberlegte Standardauslegung einiger damals führenden Zuchten fast zu weißen Strassertauben, was eigentlich ungewollt war. Auf einer folgenden Sonderschau in Leipzig hagelte dies harsche Kritik. Ausgerechnet in der Zeit verbesserten sich die wirtschaftlichen Grundlagen in der DDR. Ziemlich schnell ließ das staatliche Interesse an Schlachttaube in Massenhaltung nach. Dadurch entwickelte sich die Weiße Wirtschaftstaube endgültig vordergründig zur Ausstellungstaube mit klarer Formbetonung. Ganz allgemein bestimmte damals der Begriff „mehr Masse" die Formtaubenszene, was wiederum dazu führte, dass das Standardgewicht stufenweise heraufgesetzt wurde. In den standardbestimmenden Forderungen hatte die Rasse trotzdem nichts eingebüßt. Ihre Züchterschar wuchs, die Tauben beliebter und sogar im Ausland entstand Interesse.

Dr. Wilhelm Klee, der Motor

Ende der 1970er Jahre interessierten sich Züchter aus der damaligen BRD für die Rasse. Sie erwarben einige Zuchtpaare aus der DDR. Hauptinitiator war Herr Dr. Wilhelm Klee. Zunächst versuchte Dr. Klee die Rasse vergebens unter dem Namen Weiße Wirtschaftstaube zur Anerkennung zu bringen. Der Name „Wirtschaftstaube" für eine Rassetaube widersprach dem damaligen Verständnis der zuständigen Gremien im BDRG. So konnte die Weiße Wirtschaftstaube in der BRD etwa 6 Jahre lang lediglich durch einen Freundeskreis gezüchtet werden.

Zu einer vernünftigen Lösung führte letztendlich ein Zufall. Da die importierten Tauben vornehmlich aus der Zucht von Erich Remde kamen, der zu dieser Zeit SZG-Obmann war und in Mittelhausen wohnte, gab man der neuen Rasse den Namen „Weiße Mittelhäuser". Das endlich führte 1985 zur Anerkennung. Damit war auch in der BRD der Weg zur Gründung eines SV "Weiße Mittelhäuser" frei.

Ein aktiver Sonderverein

Mit der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 entstand für die Mitglieder der SZG Weiße Wirtschaftstaube eine aufregende Situation. Intern war vorgesehen, SZG und SV zusammen zu schließen. Beide Vorstände bereiteten die Vereinigung für die JHV 1991 in Hasselfelde vor, damit am 23. März 1991 der erfolgreiche Zusammenschluss von SZG und SV erfolgen konnte. Da der VDT bereits der SV Weiße Mittelhäuser als Mitgliedsverein führte und für den Gründungsnamen aus DDR-Zeit keine Zustimmung erwartet wurde, einigten sich die Mitglieder einstimmig auf den Namen „Mittelhäuser Tauben". Bereits damals hatte man die Möglichkeit gesehen, Mittelhäuser Tauben auch in einer weiteren Farbe, nicht nur weiß, zu züchten. Im Jahre 2000 folgte so die Anerkennung schwarzer Mittelhäuser. Abermals war es mit unserm Rassetaubenfreund Hugo Pommerening ein Sachse, der schwarze Mittelhäuser aus der Taufe hob. Schon 1995 hatte sich Zfr. Pommerening konkrete Gedanken gemacht, schwarze Mittelhäuser zu erzüchten. Den Anfang machte eine schwarze Mährischen Strassertäubin, die mit einem dunklen Schautäuber gepaart wurde. Als Nachzucht fielen ausschließlich schwarz gefärbte Junge, doch fast alle zu klein. Um die Größe zu ändern, wurden schwarze Mondain, Strasser und auch Luchstauben eingekreuzt. So wurde der Grundstock für die Schwarz-Zucht gelegt und1998 begann die Sichtung nach Leipzig. Zwei Jahre später erfolgte die Anerkennung in Nürnberg. Dieser Schritt inspirierte weitere Züchter, sich um ergänzende Farben der Rasse zu kümmern. So reicht inzwischen die Palette der Neuzüchtungen von Blau mit schwarzen Binden über Blaugehämmert, Blau-gescheckt, Schwarz-getigert bis Rot.

Offen für Neuerungen

Im November 1997 fand in Malchin eine Vereinsschau statt. Hier diskutierten unsere SV-Mitglieder Grothkopp und Reichenau die Möglichkeit, eine Regionalgruppe ins Leben zu rufen. Die größeren Entfernungen bedeuteten für eine gewisse Anzahl SV-Mitglieder aus dem wirtschaftlich schwachen Nordosten einen erheblichen Kostenaufwand. Was in anderen Sondervereinen Normalität ist, müsste auch bei uns möglich sein können. Im Ergebnis entsprechender Anträge und Diskussionen, denn einige SV-Mitgliedern glaubten natürlich auch, die Gruppengründung könne möglicherweise zur Spaltung im SV führen, wurde letztlich alle Bemühungen anerkannt und 1999 eine Regionalgruppe Nord gegründet. Inzwischen halten der Gruppe Nord rund 20 Züchter die Treue. Die jährlich stattfindende Sonderschau in Malchin hat sich mit rund 190 Tauben fast zur größten Mittelhäuserschau herauskristallisiert.

Was bietet der Sonderverein seinen Mitgliedern?

1. Kostenloses, aber vor allem professionell gestaltetes Informationsmaterial mit aktuellen Nachrichten aus den Zuchten und dem SV.

2. Jedes SV-Mitglied bekommt außerdem automatisch das VDT-Journal „Die Rassetaube".

3. Jugendförderung und -betreuung leisten wir auf hohem Niveau, z.B. eigene SV-Jugendmeisterschaft, extra Jugendseite im Info-Heft, jährlicher Fotowettbewerb mit Preisvergabe.

4. Aktive Öffentlichkeitsarbeit durch unsere Internetpräsenz, den Aufkleber „Mittelhäuser Tauben", Postkarten, Musterbeschreibung, Vereinsnadeln, Krawatten und Fan-Artikel.

5. Organisation des jährlichen züchterischen Höhepunktes Hauptsonderschau mit SV-Meisterschaft und dem Mittelhäuser Championat.

6. Gemeinsam arbeiten wir weiter an der Verbreitung und ständigen Verbesserung der Rasse.

7. Traditioneller Züchtertag mit JHV (jeweils Wochenende im September), Pflege der Kameradschaft in unserer großen Züchterfamilie.

Über den Zuchtstand

Heute streben wir im SV mit derzeit 122 Mitgliedern sowie 8 Jugendlichen eine kräftige, flugfähige Taube mit lebhaftem Temperament an, die einen nahezu waagerecht getragenen Körper mit mittelhohem, geraden Stand besitzen sollte. Das Gewicht müsste ca. 800 g betragen, wobei eine harmonische Gesamterscheinung auch gewisse Differenzen nach oben und unten zulassen kann. Die Form unterscheidet sich eigentlich recht klar von anderen Formentaubenrassen.
Wie sollte es anders sein, die Brust ist breit, gut gerundet und der Flügelbug entsprechend eingebaut. Ein abstehender Flügelbug oder wenn er gleich als vorderster Punkt erkennbar wird, muss gestraft werden. Der Rücken zeigt sich in einer leicht abfallenden Linie mit breiter Schulter nach hinten, dazu sich harmonisch verjüngend und sollte durch den mittellangen Flügeln gut abgedeckt werden, ohne zu kreuzen. Aus dem kompakten Körper tritt ein massiver Halsansatz hervor. Der Hals selbst verjüngt sich gleichmäßig zum Kopf hin und bleibt gerade. In den eben genannten Merkmalen haben wir im SV einen recht ausgeglichenen Zuchtstand erreicht. Probleme gibt es gelegentlich noch bei der geraden Halshaltung und im Stand (Winkelung des Fersengelenks).
Der Kopf sollte länglich, gleichmäßig gewölbt, keinen Hengstnacken zeigend, mit leichtem Stirnwinkel auf dem mittellangen Hals sitzen. Hier gibt es immer wieder Angriffspunkte zu Kritik, weil die Forderung nach einer ausgeglichenen Scheitellinie mit harmonischem Nackenabgang und höchstem Punkt über dem Auge doch nicht so einfach umzusetzen ist. Hin und wieder findet man noch Tiere mit überbauter Stirn. Die Kehle ist selbstverständlich gut ausgerundet. Hier muss immer wieder auf freieren und schärferen Ausschnitt hingewiesen werden. Der Schnabel ist mittellang, zum Kopf passend und hellfleischig. Bei Schwarzen natürlich dunkel, mit flachen, glatten, zarten, fein gepuderter Warze. Vor allem beim noch nicht so gefestigten schwarzen Farbenschlag, hin und wieder auch bei den Weißen, tritt der verpönte breite Unterschnabel auf. Dem ist nur durch strenge Zuchtselektion beizukommen.
Die Augen sind bei den Weißen dunkel und von einem fein strukturierten, sehr hellen Augenrand umgeben, der vom Kopfgefieder gut abgedeckt sein soll. Bei den Schwarzen ist das Auge orangerot gefärbt, der Augenrand dunkel.
Das Gefieder sollte breit, glatt anliegend und straff sein. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass im Halsbereich eine glatte und stabile Feder, ohne etwa Haarfedern und im Schwungauslauf ein glatter Abschluss erreicht werden. In beiden Forderungen sind wir als SV dem Ziel schon recht nahe.

Gerade weiße Tauben haben im Verlauf eines Jahres ein hohes Puderstaubaufkommen und damit einhergehende in bestimmten Phasen eine gewisse Instabilität des Gefieders. Dass in diesem Punkt jedoch selektiv etwas erreicht werden kann, zeigt der gegenwärtige Zuchtstand mit einem hohen Anteil glatter Handschwingenausläufe. Auch andere Rassen werden zunehmend mit dem Problem konfrontiert (wellige Schwungfedern), wozu u.a. möglicherweise auch die Haltungsbedingungen (Voliere) beitragen. Wellige oder gar gezackte Schwungausläufe werden bei uns nicht mehr toleriert. Dem SV der Mittelhäuser kann man beim geregelten Umgang mit dem Schwingenproblem sicherlich eine gewisse Vorreiterrolle zusprechen.
Schwanz und Rücken sollten eine Linie bilden. Der Schwanz selbst besteht aus 12 Federn und muss gut geschlossen sein! Blättrige oder offene Schwanzformen lehnen wir kategorisch ab.
Die Läufe sind immer unbefiedert, die Krallen farblich mit dem Schnabel identisch.

Ein Fazit
Die alten Zeiten der Erzüchtung einer „Nutz- und Wirtschaftstaube" sind lange vorbei, obwohl den Mittelhäusern noch immer eine ausgeprägte Zuchtfreudigkeit eigen ist. Weiterentwickelt hat sich eine feine und attraktive Formentaube, die Interessierte aus allen Züchterschichten in ihren Bann zieht.

Eine gewichtige Rolle spielt dabei sicherlich ihre natürliche Ausstrahlung mit den harmonischen Proportionen, sowie ihre schlichte Schönheit, wie sie schon im ersten Anblick zum Ausdruck kommt.

Joachim Krebs und Hartmut Kühn



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